Schon lange bevor der Ort entstand, siedelten in der Region am Kohnstein Menschen. Davon zeugten zwei Wallburganlagen aus der Hallstattperiode (800-500 v.Chr.), einst auf dem Mühlberg und auf dem Kohnstein gelegen. Urkundlich erstmals erwähnt wurde der Ort als Saxwerfe im Jahr 1208. Die Urkunde wurde auf dem Gerichtshügel, dem Riesenhaupt, ausgestellt; hier hielt bis 1502 der Gaugraf Gericht. Es ist davon auszugehen, dass der Ort deutlich älter ist, als in der Urkunde dokumentiert. Die Gründer des Ortes waren vermutlich Angehörige des germanischen Sachsenstammes, die von Nordwesten in das thüringisch-fränkische Gebiet eingedrungen waren.
Nach dem sogenannten Fleglerkrieg im Jahre 1412 ließen sich viele Bewohner dreier bei den Kämpfen (Bischoferode, Ballrode und Walrode) zerstörter Dörfer in Saxwerfe nieder. 1544 soll „Saxwerfe an der Behre“ aus 92 Häusern bestanden haben. Über Jahrhunderte war der Ort Bestandteil der Grafschaft Hohnstein, die Bürger waren zu Abgaben an die Grafen von Hohnstein und Stolberg verpflichtet.
Im 16. Jahrhundert wurde der Ort von einem Brandstifter in Schutt und Asche gelegt. Während des Siebenjährigen Krieges musste Niedersachswerfen 1757 eine etwa 2500 Mann starke französische Besatzung versorgen, die nach der verlorenen Schlacht bei Roßbach in das Gebiet Südharz zurückverlegt worden war. Aus dieser Zeit stammt auch der Spitzname der Sachswerfer, die über die Ortsgrenzen auch als Arrees bekannt sind.
Neben der Landwirtschaft hatten auch der Abbau und die Verarbeitung von Kalk und Gips am Kohnstein im Ort eine lange Tradition. Schon 1396 werden unter dem Kohnstein mehrere Kalkröstereien genannt. Besondere Bedeutung kam dem Alabaster, dem „Hohnsteinschen Marmor“, zu. Der Gips- und Anhydritabbau sowie die Verarbeitung prägen den Ort bis in die heutige Zeit.
Etwa seit Mitte 19. Jahrhunderts entwickelte sich Niedersachswerfen zu einem Industriestandort und profitierte von der neuen Eisenbahnlinie Nordhausen-Nordheim, die 1869 in Betrieb ging. Die Bevölkerung wuchs nun rasant: Lebten 1867 noch 1323 Menschen in dem Ort am Kohnstein, zählte Niedersachswerfen im Jahr 1930 schon 2500 Einwohner. Mit Ende des Zweiten Weltkriegs erhöhte sich die Einwohnerzahl des Ortes noch einmal auf über 4000 Menschen: Viele Vertriebe und ausgebombte Nordhäuser fanden in Niedersachswerfen eine neue Heimat.
Durch das Gebiet des Ortes führte schon früher eine alte Handelsstraße, die Süddeutschland mit Norddeutschland verband, heute quert die Bundestraße 4 den Ort. Niedersachswerfen ist aber auch als Standort für die Metallverarbeitung und den Maschinenbau bekannt.
Zu DDR-Zeiten entwickelte sich der VEB Kältetechnik Niedersachswerfen (KTN) zum größten Arbeitgeber des Ortes. Arbeiteten 1951 gerade einmal rund 100 Mitarbeiter bei der KTN, zählte die Belegschaft im Jahr 1988 knapp 1000 Männer und Frauen. Der Produktionsbetrieb, der zu den führenden Herstellern von Eisfreezern im gesamten östlichen Wirtschaftsraum zählte, war viele Jahre ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Region. Mit der politischen Wende endete jedoch auch die Ära der Kältetechnik in Niedersachswerfen. Im November 1992 stellte die Treuhandanstalt die Liquidation des mittlerweile privatisierten Unternehmens mit dem Namen „Südharz-Kälte GmbH“ ein.
7. bis 5. Jhd. v. Chr. | Wallburganlagen auf dem Kohnstein und dem Mühlberg – Spuren einer frühen Besiedlung |
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1208 | Erste urkundliche Erwähnung von (Nieder)Sachswerfen |
1412 | Fleglerkrieg - Zuzug aus den zerstörten Orten Balrode, Bischoferode und Walrode |
1556 | Niedersachswerfen wird als Bestandteil der Grafschaft Hohnstein evangelisch |
1627 | Beginn der Eintragungen in den Kirchenbüchern des Ortes |
1639 | Die Grafschaft Hohnstein fällt durch Erbschaft an das Kurfürstentum Hannover |
1641 | Während des Dreißigjährigen Krieges wird Sachswerfen von durchziehenden Truppen geplündert und gebrandschatzt |
1806 | Durchzug von plündernden preußischer und französischer Truppen nach den Schlachten von Jena/Auerstedt |
1807 | Der Ort gehört wieder zum Kurfürstentum Hannover |
1835 | Der Männergesangsverein „Liedertafel“ gründet sich als erster Verein |
1854 | Wegfall der Zollschranken südlich des Ortes, nachdem das Königreich Hannover dem Deutschen Zollverein beigetreten ist. |
1866 | Königreich Hannover wird nach der Niederlage im Deutschen Krieg preußische Provinz |
1869 | Fertigstellung und Einweihung der neuen Kirche |
1869 | Niedersachswerfen erhält einen Eisenbahnanschluss, die Strecke Nordhausen-Northeim wird in Betrieb genommen |
1884 | Aus den Ämtern Hohnstein und Elbingerode wird der Kreis Ilfeld gegründet, dem fortan auch Sachswerfen angehört |
1885 | Gründung des ersten Sportvereines, der Männer-Turn-Verein (MTV) |
1891 | Gründung der ersten Pflichtfeuerwehr |
1897 | Eröffnung der Eisenbahnteilstrecke Nordhausen-Ilfeld |
1908 | Bau der Wasserleitung wird beendet |
1911 | Gründung des Fußballvereins „SV Hannovera Niedersachswerfen“ |
1919 | Der Ort erhält elektrische Straßenbeleuchtung |
1932 | Niedersachswerfen wird nach der Auflösung des Kreis‘ Ilfeld in den provinzsächsischen Kreis Grafschaft Hohnstein eingegliedert |
1945 | Amerikanische Truppen erreichen am 11. April den Ort |
1952 | Niedersachswerfen gehört zum Bezirk Erfurt |
1958 | Jubiläumsfeier 750 Jahre Niedersachswerfen |
1960 | Die Landwirte des Ortes müssen ihre Privatwirtschaft aufgeben und sich zu einer Landwirtschaftlichen Produktionsgemeinschaft (LPG) zusammenschließen |
1976 | Gründung des Gemeindeverbandes „Südharz“, dem auch Niedersachswerfen angehört |
1990 | Niedersachswerfen gehört nach der Wiedervereinigung dem Bundesland Thüringen an |
1993 | Niedersachswerfen darf ein Wappen tragen |
1994 | Gründung der Verwaltungsgemeinschaft „Hohnstein/Südharz“, der auch Niedersachswerfen angehört |
2012 | Gründung der Landgemeinde Harztor aus den beiden Ortschaften Niedersachswerfen und Ilfeld |
Quelle: Festschrift „800 Jahre Niedersachswerfen“
Wasser: | 19 °C |
Luft: | 24 °C |
Personen im Bad: | 30 |
Aktualisiert am: 29.05.2023 13:54 Uhr |
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