Die Ilfelder sind stolz auf ihre Heimatgeschichte. Vor mehr als 800 Jahren (externer Link des Autors zur „Thüringer Allgemeine“) begann im Dorf eine Entwicklung, die bis heute ihre legendäre, überregionale Bedeutung hat. Es war die Gründung des berühmten Prämonstratenser-Klosters.
Aus der alten Zeit finden sich nur noch einige Artefakte (externer Link des Autors zur „Thüringer Allgemeine“). Die alten Klostergebäude sind nicht mehr vorhanden. Auf einer Teilfläche der alten Klosterkirche befindet sich heute eine Krypta. Die „Ewige Lampe“, die zur Sühne einer Moritat eines Ilfelder Grafen gestiftet worden sein soll, ist heute im Park der Neanderklinik zu bestaunen.
Bauern zerstörten und plünderten das Kloster
Die Moritat soll sich bereits 1103 zugetragen haben. In alten Schriften wird auch von einem Duell oder einem Unfall gesprochen. Mehr als 400 Jahre später wurde im Bauernkrieg das alte Kloster enorm durch hiesige Bauern zertrümmert. Dazu zählte auch der Klosterschatz, das uralte Archiv. Michael Neander versuchte, aus den Trümmern die Geschichte neu zu rekonstruieren. In Ilfeld begann mit den Reformatoren etwas Neues, die Ilfelder Klosterschule.
Über viele Jahrzehnte hinweg steht nunmehr die alte Grabplatte eines „unbekannten Ritters“ in der heutigen Krypta der Neanderklinik. Berühmt sind daneben auch das Stifterdenkmal der Gräfin Lutrude und des Grafen Elger II von Ilfeld um 1190, der der Erste von Honstein, aus der Linie der Ilfelder Grafen, war. Daneben sind die Platte des berühmten Michael Neanders sowie dessen weiteres Denkmal, das direkt auch auf dem Neanderplatz vor der gleichnamigen Klinik steht, weithin bekannt. Beide Platten sind in der Krypta ausgestellt.
Auf der Grabplatte konnte etwas ausgelesen werden
Die Grabplatte des Ritters, offenbar aus Ilfelder Rhyolith gefertigt, ist so stark verwittert, dass diese als „unbekannter“ Ritter ausgestellt ist. Denn niemand konnte den nur noch in Ansätzen erkennbaren, lateinischen Text lesen. Das wollte Martina Röder, Chefin der Neanderklinik, ändern. Dem Team der Klinik liegen die Krypta und die Klostergeschichte sehr am Herzen.
Alljährlich veranstaltet die Neanderklinik neben anderen Kulturveranstaltungen ein mittelalterliches Klosterfest und den Weihnachtsmarkt, pflegt eine historische Ausstellung in der Krypta. Junge Paare können sich in der Krypta sogar das Ja-Wort geben. Weitere Aktivitäten sind geplant. Zur „Ewigen Lampe“ gibt die Klinik in Kürze eine neue Information heraus. „Die Geschichte des Klosters weist ein Krankenhaus sowie eine Pflege von Alten, Bedürftigen und Kranken nachweislich seit den 1220er-Jahren auf, somit die heutige Neanderklinik auf bald vor 800 Jahren gewachsene Wurzeln in Ilfeld bezogen werden kann“, erklärt Martina Röder.
Mit Hilfe der Thüringer Denkmalpfleger in Weimar und Experten von der Sächsischen Akademie der Wissenschaften in Leipzig ist die alte Grabplatte des „unbekannten“ Ritters jetzt weitgehend ausgelesen worden. Wenn von einer Platte in diesem Zustand ein Name, Jahreszahl und weiteres gelesen werden kann, dann hat das Bemühen für Ilfeld sozusagen einen Lottogewinn eingebracht. Ein heimathistorisch bemerkenswert guter Beitrag.
Ausstellung in der Krypta wird derzeit überarbeitet
Vor diesem Hintergrund soll im nächsten Jahr im Rahmen einer festlichen Veranstaltung mit den Ilfeldern die neue Ausstellung mit dem dann weitgehend „bekannten“ Ritter eröffnet und gefeiert werden. Auch Bürger haben die Recherche unterstützt. Dirk Erfurt aus Neustadt hat ein Exemplar der Ilfelder Regesten zur Verfügung gestellt. Einen heute selten zu findenden historischen Schatz. Daraus ging auch hervor, dass die Ortschaft Ilfeld seinerzeit auf Ohe zurückging. Ohe war ein uralter Ort, der damals umbenannt und bereits vor 1190 bestanden haben muss. Im Ortswappen von Ilfeld ist O(he) auch enthalten.
Die Ausstellung in der denkmalgeschützten Krypta wird derzeit überarbeitet. Auch ein prächtiger Nachdruck einer Bibel von 1630 kann dann, als neues Exponat bestaunt werden. Dieses Faksimile ist berühmt als Matthäus Merians Kupferbibel. Sie kann vor dem Hintergrund einer Schultradition Ilfelds gesehen werden, die unter anderem auch vom Wirken Michael Neanders, der zu den gelehrtesten Leuten seiner Zeit zählt, über mehrere Jahrhunderte hinweg geprägt worden ist.
Tim Schäfer, Heimatforscher (Text und Bild)