Die Diskussionen über Bauern und ihre Rolle in der Gesellschaft sind allgegenwärtig. Für uns ist es daher an der Zeit, den Fokus auf die Ortschaft Harzungen zu lenken und die dortige Agrargesellschaft etwas genauer zu betrachten. Mit 21 Mitarbeitern ist dieser Betrieb ein wichtiger Arbeitgeber in der Gemeinde Harztor. Man ist dort nicht nur der klassischen Landwirtschaft verpflichtet, sondern betreibt auch eine ansehnliche Tierzucht und einen eigenen Verkaufsladen.
Die Agrargesellschaft bewirtschaftet insgesamt 1050 Hektar Land, davon sind lediglich 150 Hektar für Grünland reserviert, während der große „Rest“ landwirtschaftlich genutzt wird. Statistisch gesehen kann heutzutage ein Hektar Ackerland etwa 140 Menschen ernähren. Für die Bewirtschaftung benötigt das Unternehmen 120.000 Liter Diesel, was pro Kopf ungefähr 0,9 Liter für die Nahrungsmittelproduktion entspricht. Moderne Landwirtschaftstechniken ermöglichen es also, einen Menschen mit nur einem Liter Diesel zu ernähren. Im Vergleich dazu wurden 1950 dafür noch ganze 50 Liter benötigt.
Das Interesse an nachhaltiger Landwirtschaft ist bei der heimatverbundenen Agrargesellschaft in Harzungen besonders hoch. Es wird darauf geachtet, dem Boden nur das zurückzugeben, was ihm zuvor entnommen wurde, wodurch ein schonender Kreislauf für die Natur entsteht. Erzeugnisse der Agrargenossenschaft Harzungen zeichnen sich dank dieser Achtsamkeit durch eine hervorragende Qualität aus. Die Herausforderungen für die Bauern aus der kleinen Ortschaft sind jedoch groß. Einerseits verfügt der Südharz nicht über die gleiche Bodenqualität wie andere Regionen, zum anderen führt die weltweite Konkurrenz mit oft deutlich geringeren Qualitätsstandards zu einer schrumpfenden Marge.
Um diese finanziellen Einbußen auszugleichen, hat das Unternehmen zum Beispiel mehrere Photovoltaikanlagen auf den Stallungen und Gebäuden installiert und plant noch weitere Schritte zur Nutzung erneuerbarer Energien. Dies trägt vorrangig zur Aufrechterhaltung des Betriebs bei.
Ein weiterer wichtiger Bereich ist die traditionelle Tierzucht in Harzungen. Die Tiere werden hier artgerecht gehalten, wofür das Unternehmen das Qualitätssiegel für eine tierwohlgerechte Haltung erhalten hat. Der Gesetzgeber zahlt hierfür einen festgelegten Bonus. Insgesamt werden in dem Unternehmen 45 Tonnen Schweinefleisch und 65 Tonnen Rindfleisch im Jahr produziert. Die Verarbeitung erfolgt über das eigene Schlachthaus, übrigens das letzte im ganzen Landkreis. Vermarktet werden die Produkte, die in der eigenen Fleischerei verfeinert werden, dann auch im Hofladen, der dank eines Automaten die Würste und Fleischprodukte auch außerhalb der Öffnungszeiten erreichbar macht.
Auf 320 Schweine, 250 Färsen und 100 Bullen lässt sich der Tierbestand in Harzungen beziffern. Das ist schon beachtlich für eine Ortschaft mit rund 200 Einwohnern. Doch die besonders tierwohlgerechte Haltung und Verarbeitung sorgt dafür, dass viele der Produkte im lokalen Umfeld verkauft werden können und so ökologisch unsinnige Transporte quer durchs Land vermieden werden.
Die Unterstützung regionaler Vereine und Veranstaltungen ist ein fester Bestandteil der Unternehmensphilosophie. Geschäftsführer Steffen Peix vertritt die Überzeugung, dass man dort, wo man lebt, auch Gutes tun sollte. Seit er vor einigen Jahren die Geschäftsführung übernommen hat, setzt er dieses Motto konsequent um. Die Agrargesellschaft Harzungen ist damit ein wichtiger Arbeitgeber in der Region und eine wirtschaftliche Stütze für die Einwohner von Harztor.
Bilder: Agrargesellschaft Harzungen