Herrmannsacker, heute eine malerische Ortschaft der Landgemeinde Harztor, blickt auf eine bewegte und faszinierende Geschichte zurück. Einst ein prägendes Zentrum in der Region, bietet der Ort nicht nur wunderschöne Landschaften, sondern auch eine reiche Vergangenheit, die bis in die Zeit der Cherusker zurückreicht.
Möglicherweise hat Herrmannsacker seinen Namen wegen Hermann den Cherusker, auch bekannt als Arminius. Dieser ist vor allem durch die Varusschlacht im Jahre 9 n. Chr. bekannt, in der er die römischen Legionen vernichtend schlug. Einige Quellen, wie etwa Martin Luther und Johann Georg Lesser, weisen darauf hin, dass Hermann im Volksmund auch als „Herzog Hermann am Harz“ bekannt gewesen sei. Dieser Hinweis könnte auf eine lange Tradition und die Bedeutung des Namens in der Region hindeuten.
Die Ebersburg und ihre Burgengruppe
Ein weiteres bedeutendes Kapitel in der Geschichte von Herrmannsacker ist die Ebersburg. Vor 1190 erstmals als Schloss „Ebersberc“ erwähnt, bildet sie das Zentrum einer Burgengruppe, zu der auch „Friedenland, der 1271 als „mons Vredelant“ urkundlich erwähnt wird, sowie Schadewald, Lehnberg und die niedere sowie westliche Allzunah gehören. Die Erbauung dieser Burgen wird auf die Zeit nach 1247 datiert. Diese Wehrbauten zeugen von der strategischen Bedeutung des Ortes im Mittelalter.
Im Jahr 1199 tritt ein Heinrich von Eversberch als Marschall des Landgrafen von Thüringen in Erscheinung. Dies deutet auf die hohe Stellung und Bedeutung der Ebersburg in der damaligen Politik hin. Möglicherweise war Herrmannsacker auch ein Ort, an dem Ritter ausgebildet wurden, vielleicht in einer Reitschule mit angeschlossenem Turnierplatz. Diese Vermutungen lassen darauf schließen, dass Herrmannsacker nicht nur ein einfacher Ort war, sondern ein Zentrum der mittelalterlichen Adelskultur.
Von der Blüte zur Wüstung
Auch das Schicksal von Vockerode, einem heute untergegangenen Ort in der Nähe, wirft ein Licht auf die lange Geschichte der Region. Vockerode steht exemplarisch für die vielen Siedlungen, die im Laufe der Jahrhunderte aufgegeben wurden, sei es durch kriegerische Auseinandersetzungen, wirtschaftliche Veränderungen oder andere Umstände. Diese Wüstungen sind ein eindrucksvolles Zeugnis für die Veränderungen, die diese Region im Laufe der Zeit durchgemacht hat.
Heute ist Herrmannsacker ein beliebter Wohnort, der durch seine idyllische Lage und die Nähe zur Natur besticht. Doch hinter der friedlichen Fassade verbirgt sich eine reiche und bedeutende Geschichte, die darauf wartet, weiter erforscht zu werden. Ob in der Vergangenheit eine Reitschule mit Turnierplatz existierte, oder welche weiteren Geheimnisse die Geschichte von Herrmannsacker birgt, bleibt zu erkunden.
Für die Landgemeinde Harztor ist Herrmannsacker zweifellos ein historisches Kleinod, dessen Bedeutung weit über die Region hinausstrahlt. Die Ebersburg und die Geschichten um Hermann den Cherusker sind nur zwei Aspekte einer vielfältigen Historie, die diesen Ort zu einem einzigartigen Zeugnis der Vergangenheit machen.
Tim Schäfer, Niedersachswerfen
Grafik: Grundriss Lage Burgen b. Herrmannsacker nach F. Stolberg
Quelle: u.a. TLDA Thüringer Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie, Weimar, PDF TLDA_215 281 047, Prof. Paul Grimm „Die ur- und frühgeschichtlichen Bodendenkmäler des Kreises Nordhausen“, 1974